»Orff war ein Theatermensch vom Scheitel bis zur Sohle. Er wollte nicht nur Sänger auf der Bühne, er verlangte den ganzen Menschen als singenden Schauspieler-Tänzer-Mimen zur Verwirklichung des totalen Theaters.« (Wolfgang Fortner)[1] (Carl Orff mit Riccardo Muti bei Proben zu Carmina Burana, Berlin 1980)
»Ich entsinne mich verschiedener[...]Besuche in seinem Heim am Ammersee, wo er mir Kostproben vorspielte. Vorspielen ist allerdings eine ungenügende Bezeichnung dessen, was er tat; es war vielmehr eine Gesamt-Mitteilung dessen, was ihm da vorschwebte.« (Carlos Alexander)[2] (Carlos Alexander als Prometheus bei der Uraufführung, Stuttgart 1968)
»Wer einmal miterlebt hat, daß sich der Meister in seinem hohen weiten Arbeitsraum an den Flügel setzt, wie sich dann diese Mitteilung vollzieht, vom geflüsterten Wort bei kaum wahrnehmbarer Begleitung bis hin zur emphatischsten Deklamation, zum Dröhnen der gesamten Klaviatur: der weiß, worum es ihm geht, der hat die Botschaft bereits vernommen.« (Gustav Rudolf Sellner, zitiert nach Carlos Alexander)[2] (Carl Orff im Gespräch mit Wieland Wagner)
»Er überläßt damit dem Interpreten fast den ganzen Prozeß der Belebung und stellt an dessen theatralisches Talent und künstlerische Affinität extrem hohe Ansprüche. Er fordert Wissen, Stilkenntnisse und eine besondere Fähigkeit zur Sprachbehandlung, erreicht dadurch allerdings auch eine enorme Freiheit der Phantasie und im Idealfall ein Maximum an Ausdrucksmöglichkeiten und Farbnuancen.« (Roland Hermann)[3] (Clemens Krauss, Carl Orff, Rudolf Hartmann und Josef Kugler bei der Arbeit zur Uraufführung ›Der Mond‹ 1939, von links)
»Er wurde nicht müde, die Wichtigkeit der Sprachbehandlung und der Charakterisierung des gesungenen Wortes zu unterstreichen und erneut unter Beweis zu stellen, wie sehr sein ganzes Herz an der richtigen Einschätzung des gesprochenen Wortes im Dialog hing.« (Hans Hotter)[4] (Wieland Wagner und Carl Orff bei der Stuttgarter Aufführung ›Antigonae‹ 1956)
»Bessere Interpreten als Ferdinand Leitner, Caspar Neher und Hans Schweikart hätte ich mir nicht denken können.« (Carl Orff über die Aufführung der ›Bernauerin‹ durch die Bayerische Staatsoper 1947)[5] (Carl Orff und Ferdinand Leitner, Uraufführung ›Oedipus‹, Stuttgart 1959)
»Nach verschiedenen flüchtigen, viel zu kurzen Treffen und Unterredungen mit dem ›Vielbeschäftigten‹[...]überraschte mich Karajan im Februar 1952 mit der Idee, auch die Regie von Trionfi übernehmen zu wollen. Über dieses Vorhaben war ich ziemlich erschrocken[...]. Trotz allem ließ ich mich überreden, der Aufführung beizuwohnen. Ich hatte[...]einen Gripperückfall bekommen, so daß ich den Abend nur im ›Fieberwahn‹ erlebte und nicht mehr die leiseste Erinnerung daran habe. Ich weiß nur, daß ich am Ende durch Pfiffe aufgerüttelt wurde.«[6] (Oedipuse, Schallplattenaufnahme 1967)
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[1] Wolfgang Fortner: Carl Orff zum Gedenken, in: Neue Zeitschrift für Musik 5(1982), S. 24; [2] Carlos Alexander: Erinnerungen an Carl Orffs Prometheus, in: Carl Orff. Ein Gedenkbuch, hrsg. von Horst Leuchtmann, Tutzing 1985, S. 33; [3] Roland Hermann: Erlebnisse eines Sängers mit der Prometheus-Rolle, in: Carl Orff. Ein Gedenkbuch, hrsg. von Horst Leuchtmann, Tutzing 1985, S. 42/43; [4] Hans Hotter: Erinnerungen an Carl Orff, in: Carl Orff. Ein Gedenkbuch, hrsg. von Horst Leuchtmann, Tutzing 1985, S. 62; [5] CO-Dok VI,172; [6] CO-Dok VI,174/176
Abb.: 1 OZM; 2 Werner Schloske; 3-4 OZM; 5 Madeline Winkler-Betzendahl, Deutsches Theatermuseum München; 6 Madeline Winkler-Betzendahl, c/o Deutsches Theatermuseum; 7 Siegfried Lauterwasser
Video: Media Programm/Werner Lütje, 1990